Hmm, ganz schwere Frage!
Das Mitbestimmungsgesetzt hat viele Arbeitnehmervertreter in eine schwierige Situation gebracht. Einerseits sollen sie die Arbeitnehmer vertreten andererseits sitzen sie im Aufsichtsrat. Dort sollen sie die Beschlüsse mittragen ohne das sie wirklich Einfluss haben. Das führt zu Vorfällen wie bei VW und Siemens. Auch wenn es verwerflich ist sich korumpieren zu lassen, so ist es doch sehr menschlich. Die Verführer kommen da sicherlich nicht plump mit dem sprichwörtlichen Geldkoffer, sondern gehen da sehr raffiniert und geduldig vor. Wer von uns wäre dagegen schon gefeit?
Das andere Problem das oben schon geschildert wurde ist das viele Menschen die sich, meisst jahrelang ehrenamtlich, in der Gewerkschaft engagieren auch politisch interessiert sind und Mitglied in einer Partei werden. Wenn sich nun eine Partei von den Arbeitnehmerinteressen abwendet sind diese Mitglieder in einem unangenehmen Interessenskonflikt. Viele sind daher aus der SPD ausgetreten und haben die WASG gegründet, die sich jetzt mit der PDS zur "Die Linke" zusammengeschlossen hat. So etwas ist keine leichte Entscheidung, da man in der alten Partei auch viele persönliche Freundschaften geschlossen hat und auch nicht alles was diese Partei macht schlecht findet.
Das größte Problem ist aber das mangelnde Interesse und Engagement der Arbeitnehmer. Den Gewerkschaften laufen aus welchen Gründen auch immer die Mitglieder weg. Dadurch verlieren die Gewerkschaften massiv an Macht und Geld und können viele Arbeitnehmer nicht mehr vernünftig verteidigen. Wenn in einer Firma oder Branche nur 5-10% oder weniger der Mitarbeiter organisiert sind, lacht der Arbeitgeber über jeden Streik und kündigt bei der nächsten Gelegenheit diese Arbeitnehmer. Auch stehen große Teile der Bevölkerung nicht hinter den Streiks, wenn es denn mal welche gibt. Für Arbeitgebernahe Medien ist es leicht negative Stimmungen einzufangen und den Streikenden den Rückhalt in der Gesellschaft zu nehmen. So können es sich Arbeitgeber, mit der Unterstützung der Politik und der Medien, erlauben reihenweise aus ihrem Tarifverband auszutreten, Arbeitszeiten zu verlängern und Gehälter zu kürzen. Wenn sie es aber übertreiben müssen sie heute noch damit rechnen das sich mehr Arbeitnehmer organisieren und sich wehren beginnen.
Wenn man die Gewerkschaften nun aber abschaffen würde und Streiks verbieten würde, gäbe es für die Arbeitgeber wohl keine Grenzen mehr. Wir hätten sehr schnell wieder Verhältnisse wie bei der Industrialisierung und wie sie es auch heute noch z.B. in China gibt.
Liebe Grüße Stefan A
Schätze mit "Eurojobs" sind Ein-Euro-Jobs gemeint.